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Spielerfrauen: Gegen alle Vorurteile

Samira Samii-WAZ

Foto:Sportives

Berlin  Sie sind nur aufs Geld aus, nicht gerade die Hellsten, dafür aber immer top gestylt. Sie tragen in ihrer Size-Zero-Jeans das teure Handtäschchen spazieren und sind vor allem für eins bekannt: die „Frau von“ zu sein. So weit das Klischee. Spielerfrauen haben mit vielen Vorurteilen zu kämpfen, wollen weg vom Image des oberflächlichen Fußball-Accessoires. Doch sie schlagen auch Kapital aus ihrer Rolle – und bedienen die verhassten Klischees allzu oft selbst. „Plötzlich im Flutlicht“ heißt die Reportage aus der ZDF-Reihe „37 Grad“, die das Leben dreier Frauen aus der Fußballwelt beleuchtet, die unterschiedlicher kaum sein könnten.

Die Prominenteste von ihnen ist Cathy Hummels, Ehefrau von Ex-BVB-Profi und Neu-Münchener Mats Hummels.
Außerdem Teil der Doku: Katja Baumgart, Fanshop-Mitarbeiterin beim 1. FC Union Berlin, und Spielerberaterin Samira Samii.Cathy Hummels ist Lästerobjekt im NetzIhre Rollen in der Reportage sind klar verteilt. Baumgart ist die Bodenständige.

Samii ist die Taffe, die sich in der Männerdomäne durchbeißen muss.
Und Hummels? Sie verkörpert gewissermaßen den Prototyp Spielerfrau: jung, gutaussehend, dem Rampenlicht nicht gerade abgeneigt und von Beruf irgendwas zwischen Model, Profi-Posterin und Lifestyle-Expertin. Mit ihrem öffentlichen Auftreten hat sich die 28-Jährige in der Vergangenheit wenig Freunde gemacht. Ihre Kolumne „Cathy goes Style“ zur WM 2014 beim Bezahlsender Sky war mit Titeln wie „Brazilian Waxing ist nichts für mich“ oder „Soja-Latte schmeckt hier noch besser“ ein gefundenes Fressen für die Lästergemeinde im Netz. Dazu das Aus in der ersten Runde bei der RTL-Show „Let’s Dance“, Schminktipps zur EM 2016 und ein Foto vor eindeutig deutscher Kulisse zum Instagram-Post „Let’s go wild Girls – toller Tag heute in Paris“ – Hummels geriet von einem Shitstorm in den nächsten.Spielerfrauen wehren sich gegen BegriffIn der Doku bekommt sie nun die Chance, ihr angekratztes Image aufzupolieren. Zum Teil gelingt ihr das, wenn sie etwa Hasskommentare zu ihrem Gewichtsverlust so kontert: „Meine Geschichte ist ganz einfach, dass ich mit meiner Schilddrüse Probleme bekommen habe. Meine Haut war schlecht, meine Haare sind ausgefallen. Diese Zeit möchte ich nicht noch mal erleben.“ Oder wenn man ihr den echten Ärger darüber ansieht, dass andere ihr vorwerfen, sie sei nur des Geldes wegen mit Mats Hummels zusammen. Dann allerdings sagt sie sie doch wieder, so typische Cathy-Sätze: „Ich glaube, ich habe einigen Leuten ein Lachen ins Gesicht gezaubert. Dass sie mich ausgelacht haben, war natürlich nicht optimal, aber immerhin hat man gelacht.“Auch Katja Baumgart kennt Gegenwind. Allerdings eher in Form von kleinen Spitzen. Die Frau von Union-Vereinslegende Steffen Baumgart packt im Fanshop des Klubs mit an, nennt sich selbst „eine Frau der Tat“. „Wenn man mich als Spielerfrau bezeichnet, das mag ich eigentlich überhaupt nicht“, sagt sie. „Denn das ist wie so ein Anhängsel, wie eine Handtasche, wie keine eigene Persönlichkeit. Ich bin halt einfach Katja.“Für ihre Kollegin Tanja Hübner war sie das zunächst nicht. „Man hat ja immer so ein Bild von einer Spielerfrau. Handtäschchen, Louis Vuitton, Size Zero, bloß nichts essen, bloß nicht arbeiten“, gesteht sie. Heute sind sie und Baumgart Freundinnen.

„Respekt der Szene erarbeitet“

Wer Samira Samii „Spielerfrau“ nennt, bekommt es mit ihrer Anwältin zu tun, so sehr lehnt sie den Begriff ab. Einen Namen gemacht aber hat sie sich als Sportmanagerin und Spielerberaterin, der einzigen in Deutschland . In der ewigen Männerwelt Fußball braucht sie ein dickes Fell: „Man muss als Geschäftsfrau ein bestimmtes Auftreten haben, im Fußball ist es noch extremer. Das war am Anfang schwierig, man muss sich den Respekt erarbeiten.“ Was das angeht, hat Cathy Hummels wohl noch einen weiten Weg zu gehen.

Die volle Breitseite hat sie erst jüngst nach Bekanntwerden des Wechsels von Ehemann Mats zum FC Bayern abbekommen. BVB-Fans vermuteten die Münchenerin als Strippenzieherin – und feuerten böse Kommentare ab. Ihre Strategie mittlerweile: die Dinge so akzeptieren, wie sie sind. „Es ist nur anstrengend, gegen etwas anzukämpfen, gegen das man überhaupt keine Chance hat“, sagt sie. „Die Leute, die einem wichtig sind, geben einem auch die Chance.“ Fazit: Spielerfrauen sind auch nur Menschen. Und Leute in Schubladen zu stecken, war noch nie eine gute Idee. Die Erkenntnisse der Doku sollten eigentlich selbstverständlich sein. Reportagen wie diese zeigen, dass sie es nicht sind. Trotzdem krankt der Bericht daran, dass Hummels und Samii steuern, welche Bilder gedreht und welche Fragen gestellt werden dürfen. Damit bleibt der Bericht so, wie die Frauen nicht gesehen werden wollen: oberflächlich. ZDF, Dienstag, 22.15 Uhr Sie sind nur aufs Geld aus, nicht gerade die Hellsten, dafür aber immer top gestylt. So weit das Klischee. Spielerfrauen haben mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Doch sie schlagen auch Kapital aus ihrer Rolle – und bedienen die verhassten Klischees allzu oft selbst. „Plötzlich im Flutlicht“ heißt die Reportage aus der ZDF-Reihe „37 Grad“, die das Leben dreier Frauen aus der Fußballwelt beleuchtet. Die Prominenteste von ihnen ist Cathy Hummels, Ehefrau von Ex-BVB-Profi und Neu-Münchener Mats Hummels. Die Bezeichnung Spielerfrau empfindet sie als abwertend. „Aber es ist anstrengend, gegen etwas anzukämpfen, gegen das man überhaupt keine Chance hat“, sagt sie. Nach einem BWL-Studium ist sie gerade dabei, sich als Modeexpertin zu etablieren.

Tatsächlich zeigt die Reportage ein anderes Bild von Spielerfrauen. Hier sind es hart arbeitende Frauen, die sich selbst eine Existenz aufbauen wollen. So wie Samira Samii. Sie kennt das Leben an der Seite eines Bundesligaprofis, hat sich inzwischen aber als Sportmanagerin etabliert. In der ewigen Männerwelt Fußball braucht sie ein dickes Fell: „Man muss als Geschäftsfrau ein bestimmtes Auftreten haben, im Fußball ist es noch extremer. Das war am Anfang schwierig, man muss sich den Respekt erarbeiten.“   

Quelle: WAZ/Christine Holthoff/23.08.2016
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