Uli Hoeneß: „Das war’s noch nicht“ – Abteilung Attacke 2.0“
Unsere Kolumnistin Samira Samii hat Uli Hoeneß getroffen, der ihr und ihrem Mandanten Klaus Augenthaler erzählt hat, wie ihn die Zeit in der Haft verändert hat. „Ich sehe das Leben heute von einer anderen Perspektive“, sagte er.

„Das war’s noch nicht“: Uli Hoeneß vor den Mitgliedern des FC Bayern im Mai 2014. Foto Pixathlon
Es war ein sonniger Tag im Mai, als ich mit meinem Mandanten Klaus Augenthaler einen Termin in der Säbener Straße beim FC Bayern hatte. Wir hatten einige gute Gespräche und am Schluss noch einen Termin bei Uli Hoeneß, dem früheren Manager, Präsidenten und Aufsichtsratschef, der den FC Bayern München zur Weltmarke machte. Meine Familie und ich kennen Herrn Hoeneß schon seit einigen Jahren, aber wir hatten uns auch schon lange zuvor nicht mehr gesehen.
Klaus Augenthaler und ich waren sehr gut gelaunt, denn wir hatten einige sehr gute und vielversprechende Gespräche mit mehreren Bayern-Funktionären. Als letztes sollte aber das Pünktchen auf das „i“ gesetzt werden und wir meldeten uns beim Sekretariat von Herrn Hoeneß an. Nur eine Minute später kam er uns entgegen. Als Gentleman begrüßte er mich als Dame zuerst, um dann seinen früheren Mitspieler Klaus Augenthaler zu umarmen. Wir haben uns sehr gut über den FC Bayern und die diesjährige Saison unterhalten. Wir sprachen über Pep Guardiola, die Verletzungsmisere, aber auch über die Chancen auf den Champions-League-Titel und die Meisterschaft. Leider habe ich keine Weltstars unter meinen Mandanten, die bei den großen Bayern spielen könnten. Wir haben uns jedoch länger über viele Nachwuchsspieler von mir unterhalten, die vielleicht auf dem Weg in Bayerns U-Mannschaften sind.
Natürlich haben wir uns mit Uli Hoeneß auch über sein Leben nach der Verurteilung unterhalten. Uli Hoeneß weiß, dass er viele Fehler gemacht hat aber er hat das Urteil von Anfang an mit Buße angenommen, es akzeptiert und hat keine weiteren Rechtsmittel eingelegt. Er erzählte uns von seinem Alltag in der JVA: Dort steht er jeden Tag um 5 Uhr auf, trinkt nur einen Kaffee und trainiert dann eine Stunde auf einem Ergometer. Er erzählte auch welche anderen Insassen er kennenlernen durfte oder musste. Dies sind Erfahrungen, sagte er, auf die man gerne verzichten kann.
Heute ist Uli Hoeneß Freigänger und arbeitet tagsüber in der Jugendabteilung des FC Bayern München, abends muss er immer noch zurück in die JVA. Heute ist der ehemalige Präsident des größten Vereins der Welt seinem früheren Mitspieler Wolfgang Dremmler, dem heutigen Abteilungsleiter Junior Team unterstellt. Aber Herr Hoeneß ist immer noch eine außergewöhnliche Managerpersönlichkeit, die seine Gesprächspartner in den Bann zieht. Und der große FC Bayern ist glücklich, seinen Ex-Präsidenten mit seiner Erfahrung und seinem Fußball-Sachverstand wieder an Bord zu haben. Jeder Satz von ihm hat Hand und Fuß. Für mich ist er heute weiterhin eine Persönlichkeit vor der man Respekt haben muss.
Wenn wir über die Zukunft sprechen ist er voller Tatendrang und guter Ideen, aber er ist vorsichtiger als früher. Er weiß, dass er heute eine deutlich defensivere Rolle als zu Zeiten der „Abteilung Attacke!“ ausfüllt. Viele Vereinsmitglieder, Fans und auch ich wünschen sich eine Rückkehr von Uli Hoeneß als Präsidenten des FC Bayern München. Vielleicht gibt es dann die „Abteilung Attacke 2.0“?
Egal, was die Zukunft in dieser Hinsicht bringt: Uli Hoeneß ist und bleibt einer der beeindruckendsten Persönlichkeiten und Gesprächspartner, mit denen ich gesprochen habe.
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