„Schicke alles an meine Frau!“
Frauen suchen starke, erfolgreiche und dominante Männer – wie sie Fußballstars verkörpern. Doch wie sehen diese Beziehungen zu Hause aus?
Frauen bevorzugen schon seit vielen Tausend Jahren Alphamännchen. Dominante Männer, die an der Spitze der Hierarchie stehen und Macht haben. Das ist natürlich evolutionär bedingt und hat damit zu tun, dass diese Männer sie und ihren Nachwuchs besser schützen und versorgen können. Das alte Rollenmodel – starker Mann, schwache Frau – ist noch immer in unseren Köpfen fest verankert. Wichtig ist vor allem Selbstsicherheit. Für Männer ist Dominanz eine wichtige Eigenschaft, schließlich steht sie für Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen.
Evolutionär ist das etwas, das Frauen an Männern mögen, während Männer gerne beschützen und versorgen. Allerdings ist die Steinzeit schon lange vorbei und die Neandertaler längst ausgestorben. In unserer heutigen Welt sind vielfältige Partnerschaften, Konstellationen und Beziehungsmodelle möglich. Zu einer Partnerschaft mit einem Dominanten (Mann oder Frau), gehören immer zwei dazu. Außenstehende sollten nicht verurteilen, was sich für ein Paar gut anfühlt und deshalb für dieses Paar richtig ist. Tatsächlich gehören immer beide Seiten dazu: Einer/Eine die führt, und einer/eine, die sich führen lässt. Und das kann in einer Beziehung durchaus wechseln.
Ist der moderne Mann und Fußballstar zu Hause noch ganz der alte? – Macho oder metrosexuell, Ernährer oder Hausmann?
Fast alle Fußballstars küssen sich bei einem Tor im Stadion. Es gibt Schwule, die Regierungschefs werden und kleine Jungs, die auch mal Mädchenkleider tragen. Hat sich nun das klassische Bild von Männlichkeit, das über Tausende von Jahren gebildet wurde in den letzten Jahrzehnten um 180 Grad gedreht? Nicht ganz, sagen Forscher und bezweifeln, dass Mann heute überall seine weiche Seite zeigen kann – und will. „Wann ist ein Mann ein Mann?“ Das fragte Herbert Grönemeyer schon in seinem Erfolgssong „Männer“ aus dem Jahr 1984. „Wenn er außen hart ist und innen ganz weich?“
Edgar Forster, der österreichische Erziehungswissenschaftler, veranschaulicht die Entwicklung des Mannes in den letzten 50 Jahren mit einem Vergleich zu einem Fußball-Weltstar: „Damals war ein Mann mit Kinderwagen ein Angriff auf die männliche Identität“, sagt er. Heute kommt ihm sofort der Fußball-Weltstar David Beckham in den Sinn. Für Forster steht Beckham für einen Männertyp, der bewusst seine feminine Seite zur Schau stellt und als metrosexueller Großstadtmann Mode, Maniküre und trotzdem Frauen mag. Je tiefer man jedoch in den privaten Bereich hineinblickt, desto überraschender sind die Verhaltensweisen der äußerlich harten Sportstars zu Hause.
In meiner Arbeit als Sportmanagerin habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht und stelle fest, dass viele Stars Privates und Geschäftliches schwer trennen können. Die erfolgreichen Sportler stellen in der Öffentlichkeit die harten und erfolgreichen Jungs dar und nicht wenige lieben es mit großen Autos und schönen Modelfreundinnen ihr Macho-Image zu pflegen. Viele verheiratete Stars und Ex-Stars stellen nach außen immer noch gerne die harten Jungs und Machos dar, die sie zu Hause schon längst nicht mehr sind oder noch nie waren.
Ist es normal, wenn man um 23.34 Uhr von einer Ehefrau eines Sportdirektors eine E-Mail bekommt? Sie ist die Partnerin eines Sportdirektors aus der Bundesliga, mit dem ich eine Woche später einen Sommertransfer unterschreiben will. Ich habe diese Frau noch nie getroffen. Ich beginne zu lesen und kann kaum glauben, was da steht: „Hallo Frau Samii, kaum vorstellbar, aber ich öffne und lese sogar die persönliche Post an meinen Mann, während ich die ganze Woche allein zu Hause bin, nach meinem Job das Haus und unsere Kinder versorge und er sich um seinen Fußball kümmert. Lassen Sie meinen Mann in Ruhe! Was wollen Sie in der Fußballwelt? Wenn Sie das Geld sowieso nicht benötigen … Ich konnte in den letzten Jahren weder meinen Geburtstag, den Geburtstag meines Mannes, den Geburtstag unserer Kinder, noch unsere Hochzeitstage mit meinem Mann feiern. Toll, ja ich weiß, dass das Geschäft immer vorgeht. Noch dazu wenn Frauen wie Sie dabei sind! … Eigentlich haben Frauen im Fußball-Geschäft nichts zu suchen und Sie sowieso nicht. Haben Sie überhaupt eine Ahnung, um was es beim Fußball geht? Warum gehen Sie nicht einfach wieder und kümmern sich um Charity wie alle anderen reichen Tussies auch. Wenn Ihnen langweilig ist, gehen Sie lieber shoppen als meinen Mann in Anspruch zu nehmen …“
Ich habe diese E-Mail gegenüber dem Sportdirektor nie erwähnt. Der Transfer kam nicht zustande. Hatte die Partnerin des Sportdirektors ihren Mann wirklich derart unter Druck gesetzt, nicht weiter mit mir zusammenzuarbeiten, dass ein Transfer platzen musste?
Ein anderes Beispiel ist die Zusammenarbeit mit einem ehemaligen Profi, mit dem ich im Bereich PR und Marketing zusammenarbeite. Wir hatten bereits einige interessante Projekte umgesetzt, als ich plötzlich eine überraschende Whats App von diesem nach außen harten Publikumsliebling bekommen habe, der sich auch selber gerne in der Machorolle sieht. „… Ab heute möchte ich alles, was es mit mir zu tun gibt, dass es über meine Frau geht. Egal was, bitte immer meine Frau anrufen oder ihr schreiben und sie gibt mir alles weiter. Mich bitte nicht mehr anrufen oder mir schreiben …“
Ist es professionell, so zu zu arbeiten? Ein Businessmann lässt seine geschäftliche Korrespondenz doch auch nicht von seiner Frau erledigen, die keine Ahnung von seinen Geschäften hat. Eine Frau ohne entsprechendes fachliches Know-How kann ihren Mann in vielen Dingen unterstützen jedoch sollte sie sich aus seinen Geschäften elegant heraushalten. Anderweitig kommt es zu Missverständnissen, die Kommunikation wird schwieriger und die Entscheidungen werden langsamer getroffen. Nicht selten verliert man so auch Jobs. Obwohl es während der Zusammenarbeit in diesem Fall nie Probleme gab und meine transparente Arbeitsweise anfangs durchaus gewürdigt wurde schaltete sich die Ehefrau ein. Mich lässt das Gefühl nicht mehr los, dass die Änderung der Zusammenarbeit und der Kommunikation aus dem Druck der Frau zu ihrem Ehemann entstand. Denken diese Frauen, dass im Fußball nur Männer arbeiten? Dieses Verhalten verdeutlicht das geänderte Rollenverhalten im privaten Bereich. Nicht selten sind die Frauen der Stars die Chefs zu Hause und diktieren das Leben während und nach der Karriere.
Liegt dies nun an privaten Problemen oder daran, dass ich die einzige Frau im deutschen Profifußball bin? – Mein Ziel ist es im Profifußball weiter erfolgreich zu sein ohne das Geschäft mit dem privaten Leben zu vermischen. Schade, dass das manche Unbeteiligte nicht können und damit Transfers oder andere Geschäfte platzen lassen.
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