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222.000.000 Euro
Bem-Vindo Neymar JR: Der teuerste Spieler der Fußballwelt – oder die Geschichte eines Megatransfers. Von Samira Samii

Neymar in Paris

Nasser Al-Khelaifi, Geschäftsführer von Paris Saint-Germain bei der Präsentation des bislang teuersten Transfers im Fußball. Foto Pixathlon

Momentan läuft die Sommer-Transfer-Periode in den europäischen Top-Ligen. Viele Spieler wechseln die Vereine und Ligen in der Hoffnung mehr Spielzeit, Erfolg und Gehalt zu erhalten. Die Vereine suchen Verstärkungen um ihre Ziele zu erreichen. Ein Transfer toppt in diesem Sommer alle Anderen und pulverisiert sogar die bisherigen Top-Transfers von Cristiano Ronaldo, Gareth Bale oder Paul Pogba. Der Brasilianer Neymar wechselt für 222 Millionen Euro von Barcelona nach Paris und wird zum teuersten Spieler der Welt. Wie läuft ein Transfer in dieser Größenordnung ab? Wie ist ein solcher Transfer mit dem Financial Fair Play  zu vereinbaren?

Neymar ist also für 222 Millionen Euro noch Paris gewechselt. Ausgeschrieben sieht die Zahl so aus: 222.000.000,00 Euro.

Samira Samii

Sportmanagerin und RUND-Kolumnistin: Samira Samii in St. Tropez

Medienberichten zufolge erhält Neymar von PSG einen Fünfjahres-Vertrag mit einem Netto-Jahresgehalt von 30 Millionen Euro. Somit ist der neue Vertrag 150 Millionen Euro schwer. Sein Vater, Neymar Senior, der gleichzeitig Neymars Berater ist, soll eine Einmalzahlung in Form eines Handgelds in Höhe von 40 Millionen Euro erhalten haben. Neymar hat seine letzte Vertragsverlängerung bei Barcelona erst im Sommer 2016 unterzeichnet. Der Vertrag lief ursprünglich bis 2021 und beinhaltete eine von Jahr zu Jahr ansteigende Ausstiegsklausel. Die festgeschriebene Ausstiegsklausel für Neymar betrug in diesem Jahr 222 Millionen Euro. Der Betrag war gestaffelt, so dass ab dem nächsten Vertragsjahr sogar 250 Millionen fällig gewesen wären. Außerdem sind rund 100 bis 120 Millionen Euro Steuern fällig, die bei den französischen Behörden hinterlegt werden müssen. Diese Steuern fallen bei der Verpflichtung Neymars an. Die genaue Summe richtet sich nach dem tatsächlichen, im Vertrag verankerten Gehalt.

Kurioserweise winkt Neymar ein zusätzlicher Bonus von Barcelona, weil er bis über den 31. Juli 2017 hinaus bei Barcelona angestellt war. 26 Millionen Euro Prämie vom FC Barcelona stehen ihm noch zu und auf die will er – trotz des Transfers zu Paris Saint Germain – nicht verzichten.

Neymar wurde am 5. August im Prinzenpark Stadion von Paris Saint-Germain in einer großen Party vorgestellt. Leider durfte er jedoch beim ersten Saisonspiel in der Ligue 1 von PSG gegen Amiens SC noch nicht auflaufen. Die Spanier haben es versäumt die erforderlichen Dokumente bis 4. August, 24.00 Uhr nach Frankreich zu schicken. Das kann Zufall sein, oder man wollte Paris zusätzlich ärgern. Die Party im Parc des Princes war trotzdem groß und der neue Superstar wurde begeistert empfangen. Am Eiffelturm leuchtete ebenso wie im Stadion eine riesige Leuchtanzeige „Bem-Vindo Neymar JR“. Obwohl Neymar gegen Amiens SC nicht auflaufen konnte wurde sein PSG-Trikot mit der Nummer 10 bereits über 12.000-mal verkauft. Sein erstes Ligue 1 Spiel wird er aber vermutlich erst am 13. August im kleinen Stadion vom Provinzverein EA Guingamp vor vielleicht nur 18.000 Zuschauern bestreiten.

Was bedeutet der Transfer sportlich? PSG möchte mit seinem neuen Superstar die Champions League gewinnen. Die Leistungsdaten von Neymar bei Barcelona sind beeindruckend. In 186 Pflichtspielen schoss Neymar 105 Tore und gab 80 Vorlagen. Durchschnittlich war er also fast in jedem Spiel direkt an einem Tor beteiligt. Vielleicht waren auch Lionel Messi und der Ballon d’Or sportliche Gründe für den Wechsel von Neymar, der im Jahr 2013 vom FC Santos aus Brasilien zu den Katalanen wechselte. Dort spielte der 25-Jährige seitdem in der öffentlichen Wahrnehmung die zweite Geige hinter dem alles überstrahlenden Lionel Messi. Mit dem Wechsel zu PSG könnte Neymar aus Messis Schatten treten und sein eigenes Team anführen. Davon abgesehen bietet der neue Vertrag natürlich eine kräftige Gehaltserhöhung. Auch der begehrtesten Spieler-Auszeichnung im Fußball, dem Ballon d’Or, kommt Neymar so näher. In Zukunft ist Neymar neben Messi und Cristiano Ronaldo der Hauptfavorit auf die Trophäe.

Die Uefa äußerte sich bereits zu dem Fall: PSG müsse sich in jedem Fall an das Financial Fairplay halten, das Vereine bestraft, die über eine Zeitspanne von drei Jahren eine zu negative Transferbilanz aufweisen. Den Regeln des FFP zufolge darf ein Investor in dieser Periode lediglich einmalig 45 Millionen Euro zuschießen, um die Bilanz auszugleichen. Die Summe ergibt sich aus einem maximalen Transferdefizit von fünf Millionen Euro pro Saison und einem Einmal-Ausgleich von 30 Millionen Euro. Als Strafe für Missachtung drohen Geldstrafen, Ausschluss aus dem internationalen Geschäft oder Transfersperren. Ein Transfer über 222 Millionen ist also für PSG nie im Leben darstellbar, da dafür zu viele Spieler verkauft werden müssten.

Das Finanzierungsmodell, welches das Financial Fair Play umschifft involviert die Anstellung von Neymar als Botschafter für die WM 2022 in Katar. Dafür soll er 300 Millionen Euro verdienen – die er wiederum nutzt, um die Ablösesumme von 222 Millionen selbst zu bezahlen. Erhebliche Kritik gibt es vor allem deswegen, weil der Besitzer von PSG, Nasser Al-Khelaifi, ebenfalls aus Katar stammt und bei der WM das führende Mitglied im Organisationskomitee ist. Somit würde das Financial Fairplay durch den Mittelsmann Neymar umgangen.

Ich befinde mich wie jedes Jahr um diese Zeit in Südfrankreich und pendle zwischen Saint Tropez und meinen Geschäftsterminen hin und her. Ich war auch kurz in Paris und die Begeisterung kennt dort keine Grenzen. Die Menschen sind begeistert, dass der neue Superstar an die Seine kommt und schürt bei den Fans die Hoffnung auf den Gewinn der Championsleague. Sogar das größte Wahrzeichen der Stadt trägt Neymar. Der Eifelturm erstrahlte am 5. August in den französischen Nationalfarben und auf einer überdimensionalen Anzeigetafel erstrahlt der Schriftzug „Bem-Vindo Neymar JR“. Die Begeisterung und die Hoffnungen von Paris und der ganzen Grande Nation sind riesengroß, wenngleich die astronomischen Summen extrem vom Sport ablenken. Seit Jahren gibt es das Financial Fair Play, das hier durch einen Trick umgangen werden konnte. Das Financial Fair Play stellt aber eine wichtige Basis für einen fairen Sport dar und schafft damit annähernd gleiche Voraussetzungen für die Vereine. Nach diesem Monsterdeal und der trickreichen Finanzierung ist es dringend Notwendig die Regeln des Financial Fair Play zu überarbeiten und eine Art Gewaltenteilung zwischen Vereinen und Verbänden zu implementieren.

Der Profi-Fußball ist eine internationale Wirtschaftsmacht mit TV-Rechten und Marketingkooperationen. Auch die Transfersummen für Spieler werden in Zukunft weiter steigen. Ganz nach der wirtschaftswissenschaftlichen Regel von Angebot und Nachfrage. Allerdings sollte ein überarbeitetes Financial Fair Play den überhitzten Transfermarkt weiter reglementieren und für Fairness im Profisport sorgen.

Quelle: Rund-Das Fußballmagazin/07.08.2017
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