DIE WeLT

Home » DIE WeLT » Medien » DIE WeLT

„Spielerfrau – ein Anhängsel wie eine Handtasche“
Die ZDF-Reihe „37 Grad“ begleitet drei erfolgreiche Frauen aus der Welt des Fußballs. Sie gewährt Einblicke in den Alltag der sogenannten Spielerfrauen und zeigt den Spagat von Cathy Hummels.

Blondine! Sie steht für einen bestimmten Typ Frau: schön und sexy, aber leider auch strunzdoof, naiv und eben: blond. Im Deutschen existiert noch ein Begriff, der die Steigerung von Blondine darstellt: „Spielerfrau“. Das sind jene Damen, die dem Klischee zufolge nach ergiebigem Einkauf bei Gucci und Prada im Garten entspannen und der „Arztgattin“ von gegenüber, ebenfalls eine blond gefärbte Trullala, zuwinken, um schneller den frischen Nagellackauftrag zu trocknen.

Schublade auf, blond gefärbte Tussi rein – und fertig ist die Spielerfrau. Sie ist der Inbegriff des blondierten Weibsbildes als bloße männliche Begleiterscheinung: schön, sexy, naiv, strunzdoof, aber irgendwie auch bauernschlau bis sauclever. Denn immerhin – so das gängige Vorurteil – sind Frauen dieses Schlages in der Lage, sich einen Mann zu angeln, der dank gekonnter Tritte gegen einen Ball Millionen verdient.

Dafür werden sie bewundert und verachtet. Und in diesem Spannungsfeld müssen sie sich behaupten. Tatsächlich bleibt ihnen oft nichts anderes übrig, als sich in Diskotheken und auf dem Oktoberfest lächelnd ablichten zu lassen. Wehren sich Spielerfrauen gegen das Image des bloßen Anhängsels, das von der Kohle des Gatten lebt, müssen sie an die Öffentlichkeit – wo erst recht Gefahren lauern. Jedes Wort, jeder Aussetzer fliegt ihnen in Form eines Shitstorms um die zierlichen Ohren. Zumal, wenn man sich als „liebevoll, stylish und intelligent“ bezeichnet hat wie einst Cathy Hummels, die Ehefrau von Weltmeister Mats Hummels.

Einblick in den Zickenkrieg

Samira Samii-Blog-Lisa SchatzEinen scharfen Kontrast bildet der Auftritt der zwei anderen Frauen, die älter sind und mehr Lebenserfahrung als Cathy Hummels haben. Sie sind selbstbewusst, stark und eigenständig, ohne dauernd betonen zu müssen, wie selbstbewusst, stark und eigenständig sie doch sind. Samira Samii, die aus dem Iran stammt, gehört zu den ganz wenigen Frauen, die sich in der Männerdomäne Fußball als Spielerberaterin durchgesetzt haben. „Du musst dir den Respekt erarbeiten“, sagt die 37-Jährige, die wie Cathy Hummels niemals ungestylt das Haus verlassen würde.

„Wer Samira als Spielerfrau bezeichnet, bekommt es mit ihrer Anwältin Christiane Umhau zu tun, so sehr lehnt sie diesen Begriff ab“, wird in der Doku behauptet. Ob das justiziabel ist, sei dahingestellt. Gemeint ist wohl eher, dass Samii keinerlei Einblicke in ihr Privatleben akzeptiert. Niemand soll wissen, ob sie mit einem Fußballer oder Platzwart liiert ist. Samira Samii gewährt einen Einblick in den Zickenkrieg in der Szene. Die Beraterin berichtet, dass sie von einer „Spielerfreundin“ in zwei Tagen 82 zum Teil beleidigende SMS bekommen habe. „Die boykottiert meinen Job.“ Anwältin Umhau erklärt das damit, dass ihre Mandantin „durch ihr Auftreten und natürlich auch ihr Aussehen durchaus auch negative Gefühle bei den Frauen weckt“.

Quelle: Die Welt/Von: Thomas Schmoll/23.08.2016
Weiterlesen

This post is also available in: Englisch