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„KOLUMNE“
Samira Samii: Ist wirklich alles Müller oder was?
Ab sofort in RUND: Die Kolumne von Samira Samii, Deutschlands einziger Spielerberaterin.

Samira Samii

Neue RUND-Kolumnistin: Samira Samii

Thomas Müller ist Weltmeister 2014.
Thomas Müller ist Champions-League-Sieger und mehrfacher Deutscher Meister.
Thomas Müller ist Entertainer bei den Bayern und in der Nationalmannschaft.
Thomas Müller ist ein bayerischer Bub und ein großer Spaßvogel.
Thomas Müller nimmt während der WM gerne mal eine Journalistin auf den Arm.
Thomas Müller ist aber auch uns bester Torschütze und Scorer bei den letzten beiden Weltmeisterschaften.
Thomas Müller ist ein Riesenfußballer mit irrem Torinstinkt.
Thomas Müller ist ein äußerst sympathischer Profi.
Alles Müller oder was???  Aber er kann auch anders.

Der 24-Jährige war eine der großen Persönlichkeiten bei der WM in Brasilien. Fans, Kritiker, Kommentatoren – alle lieben ihn. Warum eigentlich?
Er ist erfolgreich und sympathisch, immer auf dem Boden geblieben und unterhaltsam.
Aber er kann auch anders. Gibt es einen zweiten Thomas Müller?
Kinder freuen sich ihn zu sehen, gratulieren ihm zur Weltmeisterschaft. Er ist unser großes WM-Idol. Trotzdem werden Fragen nach Erinnerungsfotos oder Autogrammen, auch in der Freizeit, von ihm nur selten beantwortet. Ein WM-Idol muss wissen, dass er auch außerhalb des Fußballplatzes und außerhalb der Medien kleine Wünsche für seine kleinen Fans erfüllen muss. Vielleicht wird einer von ihnen einmal ein zweiter Thomas Müller.

Wir sitzen mit einem Weltmeister von 1990 in einem noblen Lokal in Münchens Süden. Beiläufig bekomme ich mit wie Thomas Müller beim Verlassen des Restaurants von einem kleinen Bub angesprochen wird und nach einem Erinnerungsfoto fragt. Die Antwort kommt in diesem Moment sehr kalt und unfreundlich: „Nein, das mache ich nicht!“ Ist das der Charakter einer unserer sympathischsten Weltmeister? Kann man nach dem Essen außerhalb des Restaurants eine so süße Bitte eines kleinen Fans überhaupt abschlagen? Macht der Erfolg oder die positive Berichterstattung aus jungen erfolgreichen und sogar bodenständigen Spielern arrogante und kalte Medienobjekte? Kann man die Tränen eines kleinen Jungen sehen ohne ihm seinen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen?

Ein Weltmeister von 1990 ist nicht dieser Meinung. In den letzten 24 Jahren habe er sämtliche derartige Wünsche erfüllt, sagt er. „Wir sind die Idole der Kinder und wir sind fast schon verpflichtet solche Wünsche zu erfüllen. Natürlich gibt es Situationen in welchen man privat sein möchte.“ Beim Essen muss sich sicherlich niemand stören lassen. Aber in diesem Fall hat das Kind extra auf Thomas Müller beim Verlassen des Restaurants gewartet und ihn auf der Straße angesprochen. In dieser Situation gab es keine Medien, keine anderen aufdringlichen Gäste. Es gab nur Thomas Müller und seinen kleinen Fan. In dieser Situation gibt es eigentlich keine Entschuldigung. In dieser Situation muss ein Weltmeister den Wunsch seines kleinen Fans erfüllen und hat nichts weiter zu befürchten.

Also, leider ist nicht alles Müller, oder was?

Quelle: Rund- Das Fußballmagazin/ 21.08.2014
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