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Migration: Der Weg zum Erfolg!
Wieder einmal wird über Zuwanderung nach Deutschland diskutiert. Der Fußball ist da erheblich weiter.
Die Kolumne von Samira Samii.

Samira Samii

RUND-Kolumnistin & Sportmanagerin: Samira Samii

Jeder fünfte in Deutschland lebende Mensch hat ausländische Wurzeln, also einen so genannten Migrationshintergrund. In Zukunft wird dieser Anteil weiter steigen, denn die Zuwandererbevölkerung ist jünger als die deutsche und wird im Vergleich zur deutschstämmigen Bevölkerung schon allein wegen ihrer höheren Geburtenrate weiter wachsen. Politik und Wirtschaft ergreifen vielfältige Maßnahmen zur Integrationsförderung wie z.B. die Initiative »Integration durch Sport« des DOSB. In vielen Untersuchungen wurde vor allem der Vereinssport als stark integrationsfördernd identifiziert. Ohne Zuwanderer und Spieler mit Migrationshintergrund wären die 80.000 (!) Breiten-Sport-Spiele des DFB an jedem Wochenende gar nicht möglich.

Vor allem der professionell Fußball mit seiner großen medialen Aufmerksamkeit ist ein Paradebeispiel für gelebte Integration. Mit einem Ausländeranteil von ungefähr 38 Prozent und einem hohen Anteil von deutschen Spielern mit Migrationshintergrund unter den verbleibenden 62 Prozent. Was wäre der moderne Profifußball ohne gute ausländische Spieler. In Deutschland ist das genau so wie in Spanien, Italien oder England. In allen Top-Ligen muss man sich mit ausländischen Stars verstärken um sportlich und vermarktungstechnisch erfolgreich zu sein. Was wäre Bayern München ohne Ribéry, Robben, Lewandowski, Alba, Rafinha und Alonso oder Trainer Pep Guardiola? Auch Bayern hat deutsche Spieler mit Migrationshintergrund in seinen Reihen und zwar den zur Zeit vielleicht stärksten Innenverteidiger der Welt, Jerome Boateng. Aber nicht nur Bayern München ist international aufgestellt, sondern auch die gesamte Bundesliga, welche im Jahr 2012 einen Ausländeranteil von 43 Prozent hatte.
Selbst unsere Nationalmannschaft hätte dieses Jahr ohne der gelebten und beworbenen „mas integration“ wahrscheinlich den Weltmeistertitel nicht gewonnen. Neben den vielen guten deutschstämmigen Nationalspielern, haben vor allem Mesut Özil, Sami Khedira, Miro Klose, Lukas Podolski und Jerome Boateng mit ihren Leistungen zum Gewinn der Weltmeisterschaft beigetragen. Ohne einen Wandel im DFB hätte es den „vierten Stern“ wahrscheinlich nicht gegeben. Das Motto von Oliver Bierhof, der seit 2004 Manager der Nationalmannschaft ist, lautet „Vielfalt gleich Stärke“. Bei unserem letzten Titel 1996 hatte Deutschland nur zwei Spieler mit Migrationshintergrund in ihren Reihen: Freddie Bobic und Mehmet Scholl.
Der professionelle Fußball ist ein Milliardengeschäft: Vereine, Trainer, Sportdirektoren oder Berater, die sich da Vorurteile leisten oder deren Integrationsfähigkeit gegenüber talentierten Migranten zu schwach ausgebildet ist, sind heutzutage sehr schnell weg vom Fenster. Im Fußball wird Leistung relativ objektiv beurteilt und eine hohe Integrationsfähigkeit mit sehr viel Geld und oft auch mit sehr viel Erfolg belohnt. Die erfolgreichsten Club- und Nationalmannschaften sind mit vielen internationalen Stars oder mit Spielern mit Migrationshintergrund besetzt. In keinem anderen Beruf kann man allein mit herausragenden Leistungen großen Erfolg haben und sehr gutes Geld verdienen. Aber auch viele ausländische Unternehmen und Unternehmer sowie Unternehmer mit Migrationshintergrund haben in ihren Branchen große Erfolge und unterstützen nicht selten den deutschen Profifußball als Sponsoren.
Deutschland ist ein Zuwanderungsland! Ohne Zuwanderung würde es auch diese Kolumne von mir, als Deutsch-Perserin nicht geben. Ich bin international aufgewachsen und arbeite als Sportmanagerin vor allem im deutschen Profifußball. Meine internationalen Klienten stammen aus vielen unterschiedlichen Ländern und Kulturen. Seit vielen Jahren arbeite ich erfolgreich mit unserem deutschen Fußball-Weltmeister Per Mertesacker zusammen und bin sogar die Botschafterin seiner Stiftung. Aber auch unser deutschstämmiger Weltmeister Per Mertesacker ist nun bei Arsenal London in „ausländischer Star“ in einer der stärksten und internationalsten Ligen der Welt.
Ohne Zuwanderung qualifizierter Ausländer geht Deutschland an seinen Demografieproblemen zugrunde. Demzufolge muss die Einwanderung für hochqualifizierte Ausländer erleichtert und sogar gefördert werden. Unsere Fußball-Nationalmannschaft hat es uns allen bewiesen und vorgemacht. Denn eine erfolgreiche Integration der Migranten ist die einzige Antwort auf die demographische Herausforderung und führt zu einer höheren Leistungsfähigkeit und somit zum Erfolg. Die Weltbevölkerung wächst, der Anteil der Europäer und damit auch der Deutschen an ihr fällt stetig. Man darf also gespannt sein, wie viele Weltmeistertitel Europa in Zukunft noch holen wird. Im Fußball bestimmt noch einige – aber bestimmt nicht ohne Spieler mit Migrationshintergrund!
Ich wünsche allen Lesern eine besinnliche Adventszeit, Frohe Weihnachten und ein glückliches und gesundes Neues Jahr, egal welcher Herkunft Sie sind und welcher Kultur sowie Religionsgemeinschaft Sie angehören!
Quelle: Rund- Das Fußballmagazin/ 08.12.14

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