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„Knallhart mit Respekt“
Samira Samii arbeitet in einer Männerdomäne!

Samira Samii

Samira Samii
Foto: Tobias Lang

In den 80er Jahren galten Gaby Schuster und Bianca Illgner als knallharte Verhandlungspartnerinnen. Seitdem ist es still geworden um den Berufsstand Spielerberaterin. Samira Samii (35) versucht dieses Vakuum zu füllen. Erst kürzlich bot sie Lothar Matthäus beim Club an.

Das war doch ein Foul, hallt es durch das Nürnberger Stadion. Samira Samii schüttelt fassungslos den Kopf, kann die Entscheidung des Schiedsrichters nicht fassen. An den Emotionen und der Leidenschaft der zierlichen Frau merkt man schnell, dass Fußball für sie mehr ist als reine Freizeitbeschäftigung.

Er bestimmt gar einen Großteil ihres Lebens. Samira ist Spielerberaterin. Und damit die Einzige in einer Branche, in der an Frauenquoten nicht einmal zu denken ist.

Von ihrem Büro in Starnberg aus sondiert Samira oft stundenlang den Transfermarkt, telefoniert mit Vereinen und handelt Verträge aus. Knallhart, aber nie respektlos sei sie im Umgang mit ihren Gegenübern. Früher wurde ich oft unterschätzt. Inzwischen aber habe ich mir einen Ruf erarbeitet und werde voll akzeptiert, sagt Samira.

Dass sie viel Wert auf ihr Äußeres legt, erkennt man sofort. Sie ist extravagant geschminkt, trägt stets hohe Absätze und schicke Designerklamotten. Ein Gegenpol zu der sonst so maskulinen Fußballwelt, in der ein Trainer schon einmal in Joggingklamotten zu Pressekonferenzen erscheint.Geboren wurde Samira in Teheran, in Kanada und Frankreich wuchs sie auf. Heute sieht sie den Flieger öfter als ihr Zuhause. Meine Familie macht sich schon Sorgen, dass ich bei all dem Stress noch einen Herzinfarkt bekomme, sagt Samira. Dabei müsste sie eigentlich gar nicht arbeiten. Ihre Mutter stammt aus dem persischen Hochadel, der Vater ist ein angesehener Augenchirurg und besitzt mehrere Kliniken.Auf ihren Lorbeeren ausgeruht hat sie sich trotzdem nie. Über erste Erfahrungen im Marketing-Management beim FC Ingolstadt und dem FC Altona 93 führte ihr Weg zur eigenen Sportagentur. Heute betreut sie von Starnberg aus mehrere Dutzend Fußballer.Auch beim 1. FC Nürnberg ist sie eine gern gesehene Verhandlungspartnerin. Sie hat engen Kontakt zu Sportvorstand Martin Bader und lenkt die Promotiongeschicke der Club-Damen. Nach dem Wechsel von Dieter Hecking zum VfL Wolfsburg bot sie Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus als Nachfolger an. Am Ende entschieden sich die Verantwortlichen jedoch für U-23-Trainer Michael Wiesinger.Auch in der Nachbarstadt Fürth hatte sie mit Sami Allagui lange Zeit einen Mandanten. In Franken heimisch geworden ist sie dennoch nie. Die Franken sind schon sehr speziell damit kommt nicht jeder auf Anhieb klar. Mich hat man in Nürnberg dann aber doch sehr gut angenommen, sagt Samira und kann sich ein Lachen nicht verkneifen.

Quelle: Nürnberger Zeitung/“Mit freundlicher Genehmigung des Autors“, Tobias Lang/02.02.13
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