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 „Im nächsten Leben werd’ ich Spielerfrau“

Samira Samii

Samira Samii & Tine Eisenbeis

Lesung Christine Eisenbeis’ Buch über das Phänomen Spielerfrauen Sie sollen einfach hübsch aus der
Wäsche gucken. Frauen von Fußballern sind eben die Dummchen
vom Dienst. Heißt es. Christine Eisenbeis, die im Thalia auf Einladung
der Bahnhofsbuchhandlung ihr neues Buch „Im nächsten Leben werd’ ich Spielerfrau“ vorstellte, hat Klischees
wie diese untersucht: Spielerfrauen
– das sind doch die, die sich einen Mann mit dicker Geldbörse an Land gezogen haben und deren Leben
fortan aus Shoppen und High Heels besteht. Frauen wie Victoria
Beckham eben, die Entertainer Harald Schmidt mit den Worten „zwei
X-Chromosomen und eine Sonnenbrille“ beschrieb. Eisenbeis entzauberte den Mythos
und die Rolle der Medien schon während ihres Sportstudiums. „In meiner Diplomarbeit ging ich den
Klischees auf den Grund. Ich wollte zeigen, dass blond nicht blöd bedeutet.“
Ihr Buch deckt die mediale Inszenierung des Sports auf, zu der neben
den Sportlern auch ihr privates Umfeld gehört. Wie die Geschichte
der Effenbergs, die ihr Leben bereitwillig öffentlich einrichteten. Hinter den Kulissen der eigentlichen
Fußballwelt haben Spielerfrauen nicht viel zu melden, so Eisenbeis.
„Die Frauen sind Anhängsel; wenn sie mehr sein möchten, kommt das nicht gut an.“ Schon das
WM-Bankett 1974 zeigte den chauvinistischen Einschlag der Branche. Anders als die Funktionärs-Gattinnen
des DFB waren die Ehefrauen von Paul Breitner und Uli Hoeneß nicht geladen, hatten sich aber trotzdem mit zu Tisch gesetzt. Der
DFB schmiss sie raus. Eine, die nie habe sein wollen wie Victoria Beckham, hat Eisenberg ins Thalia begleitet: Samira Samii. Sie
war Ehefrau eines iranischen Nationalkickers und spielt seit 2006 als Sportmanagerin im großen Transfer- und Spieleberater-Business mit.
Hier plagt sie der Machismus in der Fußballwelt. „Oft erleb ich, dass keiner zuhört, was du sagst. Alle
schauen dich nur schmachtend an.“ Trotzdem: Mit Beharrlichkeit und Kompetenz hat die Beraterin es inzwischen bis zum FC Bayern geschafft.

Quelle: Stefanie Schoene/26.06.2012

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