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Das Klischee Spielerfrau: Hübsch, dumm und auf Millionen aus

Die ZDF-Dokumentation „37 Grad“ beschäftigte sich am Dienstagabend mit dem Klischee der Spielfrau. Doch wirklich verstehen kann man das Phänomen auch nach dem Film nicht.

Es ist nur eine kurze Szene, doch sie macht deutlich, wie schwer es für Cathy Hummels ist, dem Klischee-Image zu entkommen: Die Frau von Mats Hummels spricht gerade selbstkritisch über ein von ihr gedrehtes Youtube-Video. Darüber, dass es natürlicher wirkt, wenn auch mal kurze Pausen zu hören sind. „Dass man mal kurz nachdenkt, ist ja auch absolut legtim“, sagt sie. Und schiebt dann unsicher die Frage hinterher: „Oder?!“ Spielerfrauen denken nicht nach, wollen nur Geld, sind die schönen Anhängsel der Sportler – so weit das Klischee. Die Doku-Reihe „37 Grad“ imZDF beschäftigte sich am Dienstagabend mit dem Phänomen, porträtierte drei unterschiedliche Vertreter.

Da ist zum einenHummels, als Mode-Kolumnistin und Youtube-Kanal-Betreiberin sicherlich die Variante, die den meisten beim Begriff Spielerfrau in den Sinn kommt. Die 28-Jährige macht immer wieder negative Schlagzeilen, dabei arbeitet sie konsequent an ihrer Karriere in der Mode-Branche und will endlich als seriös wahrgenommen werden. Dem stern sagte sie, die Dokumentation blicke „authentisch hinter die Kulissen“. Doch den Filmemachern gelingt keine wirkliche Annäherung an die Person Hummels. Warum sucht sie eigentlich das Rampenlicht? Welches berufliche Ziel hat sie vor Augen? Und was steckt hinter der öffentlichen Kunstfigur? Sogar die eigentlich schönen Sequenzen mit ihrer Schwester wirken im Film unnatürlich und gestellt – es will einfach nicht menscheln.

Leben als Spielerfrau: Verteidigung ist Dauerzustand   

Die Auswahl der anderen beiden Protagonistinnen ist das nächste Problem der Doku: Sie sind streng genommen gar keine Spielerfrauen. Katja Baumgart war einmal eine. Die Ehefrau vom ehemaligen Hansa-Rostock-Profi Steffen Baumgart hält sich aber schon immer aus der Öffentlichkeit raus, arbeitet ganz bodenständig im Fanshop von Union Berlin. Die Sequenzen mit ihr und ihrer Familie gehören zu den authentischsten und sympathischsten des Films. „Spielerfrau, ne – das schmeckt mir gar nicht“, sagt sie.

Samira Samii-Stern

Foto: Sportives

Nur eines wird deutlich: Diese Frauen sind auf der Hut. Sie sind misstrauisch geworden durch die öffentliche Kritik, denen sie ständig ausgesetzt sind. Hummels lässt sich Interview-Fragen vorab zeigen, will so wenig Anspielungen auf ihren Mann wie möglich drin haben.

Samira Samii schweigt über ihr Privatleben, beschäftigt eine Anwältin, die sich um die vielen Anfeindungen kümmert. Und die auch schon mal Abmahnungen an eifersüchtige Ehefrauen schicken muss. Katja Baumgart blockt Fan- und Presse-Anfragen im Shop ab, betont, dass sie anpacken kann – eben keine „Handtäschchen-Size-Zero-Bloß-nichts-essen-und-arbeiten“-Spielerfrau ist, wie es eine Kollegin befürchtet hatte. Die Verteidigung wird zum Dauerzustand.

Hummels, Baumgart und Samii wollen sich beweisen

Was das mit den porträtierten Frauen macht? Sie wollen sich umso mehr beweisen. Alle drei haben gemeinsam, dass sie sehr ehrgeizig sind.

Samii studierte Tourismus-Management in München und Sport-Management in Kanada und schloss jeweils als Jahrgangsbeste ab. Ihre Eltern seien Perfektionisten wie sie. Das erzählt auch Hummels: Ihre Mutter sei sehr streng gewesen, für gute Leistungen gab es Belohnung. Baumgart betont, dass sie für sich und ihr Selbstbewusstsein arbeiten geht.

Finanziell gesehen müsste keine von ihnen einen Finger krumm machen. Ihr Gehalt bekommen sie deshalb in anderer Form: Anerkennung, Erfolg – oder eben Likes. Cathy Hummels sagt: „Das schönste Kompliment ist, wenn mir jemand sagt: Hey, du bist ja echt voll nett und voll normal.“ Doch normal wirkt ihre Welt eben nicht, wenn man der Doku Glauben schenkt.

Quelle: Stern/Sarah Stendel/24.08.2016
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