Jogi hat seine Elf gefunden
Die Fußball-Europameisterschaft wurde aufgrund der Corona-Pandemie verschoben und startet nun am 11. Juni 2021 in Rom. Was macht Jogi Löw und das deutsche Team? Wer wird Europameister 2021? Die RUND-Kolumne von Samira Samii
Zum 60-jährigen Bestehen sollte die Fußball-Europameisterschaft ursprünglich im Sommer 2020 in ganz Europa stattfinden. Doch dann kam die Corona-Pandemie und zwang die Uefa am 17. März 2020 dazu, die Endrunde um ein Jahr zu verschieben. Somit beginnt die EM in Rom erst am 11. Juni 2021 mit der Partie Türkei gegen Italien. Die Uefa möchte die Fußball-EM weiterhin vor Zuschauern spielen. Da jedoch sowohl Dublin als auch Bilbao diese Forderungen der Uefa nicht erfüllen können, wurden beide Städte als Austragungsorte gestrichen und die Spiele werden ersatzweise in London, St. Petersburg und Sevilla ausgetragen. Wie viele Zuschauer in München in die Allianz Arena dürfen, ist immer noch nicht endgültig geklärt. Die Uefa veröfentlicht auf ihrer Internetseite 14.500 Zuschauer, während laut bayerischer Corona-Verordnung aktuell nur 250 Zuschauer ins Stadion dürfen. Aber Ministerpräsident Markus Söder wird bestimmt einen praktikablen Weg finden.
An der Euro 2021 nehmen insgesamt 24 Mannschaften teil und alle haben nur ein Ziel – das Finale im Wembley-Stadion in London am 11. Juli 2021. Zum ersten Mal in der Geschichte wird insgesamt in 12 europäischen Städten gespielt, mit den Klassikern London, Rom und München. Wer sind dieses Jahr die Favoriten? Ich denke natürlich Weltmeister Frankreich und Spanien. Den Titelverteidiger Portugal schätze ich dieses Jahr nicht so stark ein. Kroatien, England und Italien werden dagegen wieder stark sein. Die Schweiz, Belgien, Dänemark und Polen mit Weltfußballer Robert Lewandowski sind mehr als Geheimfavoriten und haben ebenfalls gute Chancen. Mit Jogi Löw und seinem „neuen“ deutschen Team wird ebenfalls zu rechnen sein und ich Tippe mindestens auf das Halbfinale. Wenngleich die deutsche Gruppe mit Weltmeister Frankreich und Europameister Portugal die schwierigste Aufgabe, die sogenannte „Todesgruppe“ ist. Ich bin mir aber sicher, dass zwei von diesen drei großen Teams sehr weit kommen werden.
Ebenfalls zum ersten Mal dürfen aufgrund der Corona-Pandemie die Nationalteams 26 statt 23 Spieler in ihr EM-Aufgebot berufen. Der Kader der DFB-Elf setzt sich aus Manuel Neuer (Bayern München), Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt), Bernd Leno (FC Arsenal), Antonio Rüdiger (FC Chelsea), Mats Hummels (Borussia Dortmund), Matthias Ginter (Borussia Mönchengladbach), Niklas Süle (Bayern München), Emre Can (Borussia Dortmund), Lukas Klostermann (RB Leipzig), Robin Gosens (Atalanta Bergamo), Robin Koch (Leeds United), Christian Günter (SC Freiburg), Marcel Halstenberg (RB Leipzig), Joshua Kimmich (Bayern München), İlkay Gündoğan (Manchester City), Serge Gnabry (Bayern München), Kai Havertz (FC Chelsea), Toni Kroos (Real Madrid), Leon Goretzka (Bayern München), Timo Werner (FC Chelsea), Thomas Müller (Bayern München), Leroy Sané (Bayern München), Jonas Hofmann (Borussia Mönchengladbach), Jamal Musiala (Bayern München), Florian Neuhaus (Borussia Mönchengladbach), Kevin Volland (AS Monaco) zusammen. Jogi Löw hat also eine gute Mischung aus seinem top Stammpersonal, Rückkehrern, wie Thomas Müller, Mats Hummels und Kevin Volland sowie Youngstern, wie Jamal Musiala dabei. Nicht vergessen dürfen wir natürlich die frischgebackenen Championsleague Sieger Antonio Rüdiger, Kai Havertz und Timo Werner. Deutschland wird als klassische Turniermannschaft dieses Jahr wieder ein sehr starkes Team bei der Euro haben.
In einer Woche wird es also Ernst, wenn die deutsche Nationalmannschaft gleich zum Auftakt in das Turnier auf Weltmeister Frankreich trifft. Im Testspiel gegen den EM-Teilnehmer Dänemark wollte sich das DFB-Team einspielen, um gegen Frankreich bereits in Top-Form zu sein. Leider kamen Jogi Löw und seine Männer dabei nicht über ein 1:1 Unentschieden hinaus. Der erfolgreichste und dienstälteste Bundestrainer geht in sein letzte großes Turnier und alle schauen auf Löw und seine Weltmeisterrückkehrer Thomas Müller und Mats Hummels. Jogi Löws Umbruch der Nationalmannschaft musste unterbrochen werden um wieder mehr Stabilität in das deutsche Spiel zu bringen. Ich finde, nach einer überragenden Saison von Thomas Müller und Mats Hummels, mehr als verdient! Im Testspiel war viel Licht und Schatten und einige Ansätze waren gut, sagte der Bundestrainer hinterher. Das ist auch meine Meinung, aber für Frankreich braucht es eine deutliche Steigerung von allen. Natürlich sind dann auch alle Championsleague-Sieger wieder mit von der Partie.
An meinem Geburtstag, am 7. Juni spielte das deutsche Team sein letztes Test-Spiel gegen Lettland, siegte mit 7:1 und hat das Selbstvertrauen mächtig aufgebaut. Alle Offensiv-Spieler haben getroffen, das Gegenpressing und sogar die ungeliebte Dreierkette waren stark verbessert. Wenngleich Lettland natürlich nicht die Qualität auf dem Platz hat, wie Frankreich oder Portugal. Die Laufwege auch in der Rückwärtsbewegung waren stark verbessert und selbst die Chancenauswertung war gut. Trotzdem gibt es für Jogi Löw und das gesamte Trainerteam noch viel zu tun bis zum ersten EM-Show-Down gegen Frankreich und bis zu einer hoffentlich erfolgreichen Euro 2021. So wie ich Jogi Löw kenne hat er jetzt seine erste Elf gefunden und ich bin mir sicher, dass die Startelf vom Spiel gegen Lettland auch gegen Frankreich beginnen wird. Bleiben alle Spieler gesund wird es nur zwei Härtefälle geben, spielt Gündogan oder Goretzka im Mittelfeld und spielt Sané oder Havertz im Sturm.
Egal ob wir sie nun die Euro 2020, wie geplant, oder die Euro 2021, wie sie nun stattfindet nennen – wichtig ist, dass nun die Europameisterschaft gespielt wird. Der Name des Turniers spielt nach einer so langen und harten Zeit der Lock-Downs und Entbehrungen die kleinste Rolle. In meinen Augen ist es wichtig, dass endlich wieder eine EM gespielt wird und internationaler Fußball mit Zuschauern stattfindet. Ja, es wir eine Europameisterschaft, wie wir sie noch nie erlebt haben. Es werden Zuschauer in den Stadien sein, aber die Stadien werden pandemiebedingt nicht voll sein und Public Viewing am Brandenburger Tor oder in anderen Großstädten wird es in diesem Jahr auch nicht geben.
Europa hat sich nach einem harten Jahr mit vielen Lock-Downs, großen Krisen und Sorgen diese Euro mehr als verdient. Die Tests und Impfungen gehen weiter, aber für die nächsten vier Wochen regiert wieder der Fußball in Europa.
Möge die Europameisterschaft beginnen – egal ob wir sie nun Euro 2020 oder Euro 2021 nennen!
Quelle: Rund- Das Fußballmagazin/09.05.21
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