Rund- Das Fußballmagazin- Kolumne

Home » Rund- Das Fußballmagazin- Kolumne » Medien » Rund- Das Fußballmagazin- Kolumne

Iran – ein Land liebt den Fußball. Vor kurzem war  Sportmanagerin und Rund Kolumnistin Samira Samii im Iran, dessen Bevölkerung total fußballverrückt ist.

samira-samii

Sportmanagerin & Rund Kolumnistin Samira Samii

Der Iran oder genau genommen die Islamische Republik Iran wurde früher auch als Persien bezeichnet und ist das größte, einflussreichste und fußballbegeistertste Land im mittleren Osten. Mit rund 75 Millionen Einwohnern und einer Fläche von über 1,6 Millionen Quadratkilometern zählt der Iran zu den 20 bevölkerungsreichsten und größten Staaten der Erde. Im Vergleich hierzu ist die Bevölkerungszahl von Deutschland mit rund 82 Millionen zwar um knapp zehn Prozent größer, jedoch ist die Fläche Deutschlands mit rund 357.000 Quadratkilometern nur etwas mehr als ein Fünftel des Irans. Die persische Bevölkerung ist nicht nur Fußballbegeistert sondern blickt auch auf eine der ältesten und hochentwickeltsten Kulturen der Welt zurück.

Die iranische Fußballnationalmannschaft gehört mit Japan, Südkorea und Saudi-Arabien zu den erfolgreichsten Teams in Asien und wird Team Melli (deutsch: „Die Nationalmannschaft“) genannt. Die Nationalelf des Irans blickt auf vier WM-Teilnahmen (1978, 1998, 2006 und 2014) zurück. Bei allen vier Teilnahmen schied die Mannschaft bereits in der Vorrunde aus. Das Team Melli hat die Fußball-Asienmeisterschaft bereits drei Mal (1968, 1972, 1976) gewonnen. Fünfmal (1980, 1984, 1988, 1996, 2004) zog der Iran in das Halbfinale einer Fußball-Asienmeisterschaft ein. Team Melli gewann viermal das Spiel um Platz 3 bei einer Fußball-Asienmeisterschaft (1980, 1988, 1996, 2004). Die iranische Fußballnationalmannschaft hat bislang 546 offizielle Länderspiele bestritten, wovon sie 293 gewann, 128 verlor und 125 unentschieden spielte. Im Jahr 2015 wurde mit Andranik Teymourian von Tractor Sazi Täbris erstmals ein Christ Kapitän der iranischen Fußballnationalmannschaft.

Frauen dürfen nicht ins Stadion

Der Iran ist total fußballverrückt. Die Männer sowieso, aber auch viele Frauen treten in Persien gegen den Ball. Mehr als 2000 Frauen kicken offiziell in Vereinen und in der Nationalmannschaft. Jedoch ist es Irans Frauen untersagt, Fußballspiele ihrer männlichen Kollegen zu besuchen. Für die Fußballfrauen des Irans ist es noch ein langer Weg bis zur Gleichberechtigung. Zudem unterliegen die Fußballdamen einem strikten Verschleierungsgebot und dürfen nur mit dem Hijab-Schal, der die Haare bedeckt, und in Trikots, die die Körperkonturen verdecken, auf den Platz. Lange stand der Schleier einem Kräftemessen der iranischen Fußballnationalmannschaft mit anderen Nationen im Weg. Erst 2012 erlaubte die Fifa nach jahrelanger Weigerung die Kopftücher bei den Länderspielen. Derzeit rangiert die Frauen-Nationalelf des Irans auf Rang 55 der Weltrangliste. Die Benachteiligungen der kickenden Frauen sind offensichtlich, ihre Leidenschaft wird geduldet, bewundert wird sie nicht.

Ali Daei – das größte Fußballidol im Iran und im Mittleren Osten

Bewundert und verehrt wird im Iran aber ein ganz besonderes Fußball-Idol, Ali Daei. Ali ist ein guter Freund unserer Familie und ich kenne ihn schon sehr lange. Er ist wie ein großer Bruder und enger Freund für mich. Noch heute besucht er sehr häufig meine Familie. Ali Daei ist mit seinen 109 Nationalmannschaftstoren in 149 Länderspielen noch heute der Weltrekordhalter. Niemand auf der Welt hat jemals mehr Tore für sein Land geschossen als Ali Daei. Weder ein Pelé, ein Maradona oder ein Gerd Müller hat diese Marke erreicht.

Heute ist Ali Daei Trainer des Iran Pro League Vereins Naft Teheran und rangiert aktuell mit seiner Mannschaft auf dem fünften Platz. Im Iranischen Cup, dem Hazfi Cup hat Naft am 30. Dezember 2016 mit einem 1:0 Sieg gegen Sepahan das Finale erreicht. In der 92. Minute kam es zur großen Aufregung, da Sepahan einen unberechtigten Elfmeter bekommen hat. Die darauffolgenden Diskussionen waren so intensiv, emotional und aufgewühlt, dass Ali Daei auf die Tribüne verbannt wurde und der Elfmeter erst nach mehr als 15 Minuten ausgeführt werden konnte. Der Schütze hatte jedoch verschossen und Naft zog in das Finale ein, das am 11. Mai gegen Tractor Sazi gespielt wird.

Erst in der letzten Saison 2015/16 hatte Naft große finanzielle Probleme und die Spieler sowie Trainer konnten nicht bezahlt werden. Daraufhin entschied der frühere Eigentümer National Iranian Oil Company (eine große staatliche Ölgesellschaft) den Club zu verkaufen. Die Behnam Pishro Company übernahm den Verein und installierte die Fußballlegende Ali Daei als neuen Trainer, um den Club in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.

Adidas und der FC Bayern im Iran

Erst kürzlich war ich teils privat, teils geschäftlich im Iran und war von der Fußballeuphorie im Land begeistert. Die Paläste der Shahs der Pahlavi- als auch der Qajaren-Dynastie liegen im noblen Stadtteil Niavaran von Tehran. Das Leben in Niavaran hat nur wenig mit dem Leben im Süden Tehrans oder im Rest des Landes zu tun und gleicht eher dem Leben in einer europäischen Metropole. Adidas hat ausgerechnet in Niavaran seinen Flagshipstore eröffnet. Groß, stylisch und voller Produkte der europäischen Top-Ligen. Überlebensgroße Bilder der Superstars Messi und Bale zieren den Shop und es gibt ganze Abteilungen mit Trikots und Fanartikeln der großen europäischen Clubs, wie Real Madrid, Manchester United und natürlich des FC Bayern München.

Das Fazit meiner Reise: „Der Iran ist viel moderner als uns dies die westlichen Medien vermitteln, aber es gibt noch sehr, sehr viel zu tun und bleibt spannend!“

Quelle: Rund-Das Fußballmagazin/08.01.2017
Online

This post is also available in: Englisch