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„Gegen 60 Jungs durchgesetzt“
Sammy Kühne sagt, dass für Schule und Fußball immer Zeit sein muss. Die U-16 Nationalspielerin und ihre Managerin Samira Samii über das Leben als Leistungssportlerin und den Weg in den Profifußball

Samira Samii – Sammy Kühne – Stefan Reuter in der WWK Arena

Samira Samii, Sammy Kühne und Stefan Reuter in der WWK Arena

Rund: Sammy, erzähle uns doch erstmal, wie du zum Fußball gekommen bist und wie deine ersten Karriereschritte aussahen!
Sammy: Mein Daddy spielte damals selber Fußball, einmal war ich bei einem Spiel von ihm zuschauen und war so begeistert von diesem Sport, dass ich vor der Terasse mit meinem Dad üben wollte. Mein größter Wunsch war es in einem richtigen Verein zu spielen. So begann ich dann mit sechs Jahren für den SC Polenz mit den Jungs und auch einigen Mädchen zu spielen. Es hat mir riesen großen Spaß gemacht und ich bin von da an bis heute in den Ball verliebt.

Mein erstes großen Highlight war der Besuch des DFB Mobiles, sozusagen ein Trainerteam, das für den DFB Stützpunkt sichtet. Ich habe in Polenz überzeugt und wurde zum DFB Stützpunkttraining eingeladen. Dort musste ich mich auch nochmal gegen 60 Jungs durchsetzen. Dies habe ich geschafft, und es war somit der erste große Schritt in den Leistungsbereich.

Rund: Hast du in deiner Kindheit lange mit Jungen zusammengespielt. Wenn ja, glaubst du, das war ein Vorteil für dich?
Sammy: Ja, ich habe sehr lange mit Jungs zusammengespielt. Sowohl in Polenz, als auch beim DFB-Stützpunkt. Es ist sehr wichtig für Mädchen sich beim Fußball auch körperlich richtig durchsetzen zu können. Deshalb hilft es sehr gegen evtl. körperlich größere Jungs zu spielen. Denn dann hat man es in der Bundesliga leichter, sich an die zunehmende Härte zu gewöhnen. Ich habe bis heute Zweitspielrecht bei einer Jungenmannschaft und habe damals, als ich noch in Leipzig gespielt habe, gegen ältere Jungs gespielt. Es hat mir sehr geholfen.

Rund: Du spielst zur Zeit in U17 des FFC Magdeburg, bist dort im Internat und hast für den Fußball deine alte Heimat Leipzig verlassen. War das ein großer Schritt für dich? Sammy: Es war ein sehr großer und auch schwerer Schritt für mich. Ich sehe meine Familie höchstens einmal in der Woche und bin auf mich allein gestellt. Ich vermisse meine Familie sehr, aber man muss für seinen Traum auch einstecken können und den Mut haben, schwere Entscheidungen für seine Karriere zu treffen.

Rund: Wie oft trainierst du in der Woche und bleibt noch Zeit für andere Sachen, außer Fußball?
Sammy: Ich trainiere sechs Mal in der Woche und mache zusätzlich zwei bis drei Mal Stabilisations- bzw. Kraftprogramm. Schule ist mit Fußball das wichtigste für mich. Dafür muss immer Zeit sein. Freizeit habe ich sicher nicht so viel, ich muss sie mir durch Fleiß erarbeiten. Aber dafür kann man sie auch besser genießen. Mir macht es Spaß immer etwas zu erleben, an mir zu arbeiten und zu sehen wie ich mich entwickle.

Rund: Wie ist deine Stimmung vor wirklich wichtigen Spielen, überwiegt die Aufregung, Vorfreude oder der Siegeswille?
Sammy: Ich habe schon früh gelernt mit Drucksituationen umzugehen, da wir beim DFB Stützpunkt einmal im Monat Leistungstests gemacht haben. Wer nicht gut genug war und seine Leistung nicht gesteigert hat, ist rausgeflogen. Das war für zehn bis 13-jährige Kinder extrem hoher Druck. Aber das hat mir sehr geholfen. Seitdem wandle ich diese innerliche Aufregung in Vorfreude um. Das fällt mir heute leichter. Dieses kleine Kribbeln im Bauch und dieses Freuen auf eine neue Herausforderung ist ein wundervolles Gefühl.

Rund: Welche Eigenschaften zeichnen dich als Spielerin besonders aus und woran musst du noch arbeiten?
Sammy: Ich bin anders als die anderen und fokussiere mich auch mich selber und auf meinen Sport und meine schulischen Leistungen. Ich passe mich nicht an, sondern trainiere so hart und oft, bis ich besser werde. Ich ruhe mich nicht auf bisherige Leistungen aus, ich versuche noch besser zu werden. Ich bin eine Spielerin, die vielfältig ist und variabel ist. Dennoch muss ich noch an meinem Kopfballspiel arbeiten und weiter versuchen unter Gegnerdruck ruhig zu bleiben.

Rund: Du spielst in der U17 Bundesliga und in der U16 Jugendnationalmannschaft. Was sind deine Ziele?
Sammy: Mein Ziel für dieses Jahr ist es beim Norway Cup für Deutschland zu spielen und dort zu überzeugen. Ich möchte Weltmeisterin werden und den Sprung in die U17 Nationalmannschaft schaffen.

Rund: Wie ist die Zusammenarbeit mit deiner Managerin Samira Samii?
Sammy: Ich kann mir keine bessere Zusammenarbeit vorstellen. Es ist klasse sie als Managerin zu haben. Samira ist immer für mich da und kümmert sich um mich wie eine große Schwester.

Rund: Frau Samii, sie sind die Managerin von Sammy und begleiten sie auf dem Weg zum Profi. Was ist besonders an Sammy und der Zusammenarbeit mit ihr?
Samira Samii: Sammy ist ein ganz besonderes Mädchen und eine tolle Sportlerin. Ich kenne viele Nachwuchsspieler, Jungs und Mädchen, aber Sammy ist sehr weit für ihr Alter und psychisch enorm stabil. Sie weiß, dass man für seine Ziele im Sport und in der Schule hart arbeiten muss, verliert dabei nie ihr Ziel aus den Augen und hebt bei Erfolgen nicht ab. Fußballerisch ist Sammy ohnehin sehr stark und technisch sowie taktisch extrem gut. Aufgrund ihrer Fähigkeiten und ihrer Spielintelligenz ist sie sehr variabel einsetzbar.

Rund: Frau Samii, wie sehen die weiteren Karriereplanungen für Sammy aus?
Samira Samii: Die nächsten zwei Jahre sind sehr entscheidend. Sie muss sich noch weiterentwickeln um die nächsten Hürden in der Nationalmannschaft zu nehmen. Vielleicht kann sie sogar Weltmeisterin werden und kommt dann in die U17 Nationalmannschaft. Und hoffen wir, dass sie in den nächsten beiden Jahren den Weg in die Bundesliga schafft. Sammy wird ihren Weg machen da bin ich mir ganz sicher.

Rund: Wo liegen eurer Meinung nach die Unterschiede zwischen Männer- und Frauenfußball?
Sammy: Von der Leistung her gibt es keine Unterschiede. Denn die Frauen leisten genau dasselbe. Der einzige große Unterschied liegt in der Vermarktung. Der Frauenfußball wird als Randsportart gesehen, wenige Leute unterstützen den Frauenußball. Ich versuche genauso wie meine Managerin Samira, den Frauenfußball zu unterstützen und zu promoten. 

Samira Samii: Wie Sammy schon gesagt hat werden die Leistungsunterschiede immer geringer, aber der Männerfußball ist naturgemäß um einiges athletischer und körperbetonter. In der Vermarktung liegen Welten zwischen dem Männer- und Frauenfußball, aber auch hier hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Und ich denke, dass sich der Frauenfußball in den nächsten Jahren weiter gut entwickeln wird.

Quelle: Rund- Das Fußballmagazin/12.03.2018
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