“Der mediale Druck auf die Spieler wird immer größer – bei einem ganz besonders!”
Interview mit der einzigen weiblichen Sportmanagerin und Rund-Kolumnistin Samira Samii.
Frau Samii, wie sehen Sie die Entwicklung des medialen Drucks auf Ihre Spieler?
Samira Samii: Der mediale Druck auf die aktuelle Spielergeneration ist um ein Vielfaches größer als zu Zeiten eines Franz Beckenbauers oder Karl-Heinz Rummenigges. Heute haben wir eine Medienlandschaft, in der die Spieler auf Schritt und Tritt verfolgt und beobachtet werden. Es gibt Smartphones, Instagram, Facebook und all die sozialen Netzwerke. Jede Bewegung der jungen Spieler wird beobachtet und verfolgt und danach im Fernsehen, im Internet oder auf den sozialen Netzwerken veröffentlicht. Das ist ein enormer Druck für die Spieler, vor allem wenn es einmal nicht so gut läuft.
Das klingt so als ob Sie sich mit diesem Thema länger beschäftigt haben?
Samira Samii: In der Tat! Ich habe mich wirklich schon viel mit diesem Thema auseinandergesetzt. Schließlich geht es auch um meine Spieler, und der Druck ist unglaublich hoch. Stellen Sie sich vor ein 20-Jähriger wird Profi und als Star gefeiert. Und dann läuft es plötzlich nicht mehr so gut, der Spieler verliert seinen Stammplatz und die Presse zerreißt ihn. Der Druck ist mörderisch und es beginnt eine Spirale nach unten.
Ich habe gehört, dass Sie an einem Buch arbeiten. Über welches Thema schreiben Sie?
Samira Samii: Das ist richtig! Ich schreibe an meinem ersten Buch. Es geht über den extremen medialen Druck auf Spieler und Vereine. Ich werde nie vergessen, wie sich Martin Bader nach einem verlorenen Abstiegsspiel im Nürnberger Stadion vor die schreienden Fans stellte, sich entschuldigte und versuchte die Menge zu beruhigen. Das sind Szenen, da liegen sämtliche Nerven blank und die Medien steigern den Druck ins Unermessliche.
Welche Beispiele gibt es, die diesem Druck nicht standgehalten haben?
Samira Samii: Als erstes fällt mir da Sebastian Deisler ein. Er war ein begnadetes Talent und konnte dem Druck leider nicht standhalten. Aktuell beschäftigt mich in dieser Hinsicht vor allem Mario Götze. Er war unser Wunderkind, technisch perfekt, in sehr jungen Jahren sehr erfolgreich und dann hat er uns mit seinem Tor In Rio zur Weltmeisterschaft geschossen. Der legendäre Satz von Jogi Löw bei der Einwechslung Götzes im WM-Finale ging um die Welt: „Jetzt geh da raus und zeig der Welt, dass Du besser bist als Messi.“ Einige Minuten später schoss Götze dieses Tor zum Titel. Dieses Tor und dieser Satz lasten tonnenschwer auf Götzes Schultern und immer wieder berichten die Medien darüber. Götze wechselt zu den Bayern, kann sich nicht durchsetzen und wechselt wieder zurück zum BVB. Dann erhält er die Diagnose über eine schwere Stoffwechselkrankheit und kann lange nicht spielen. Aktuell lässt ihn Favre nicht spielen und setzt ihn sogar auf die Tribüne.
Was würde Sie Götze und den jungen Spielern raten?
Samira Samii: Ich denke ein Star wie Götze hat schon genügend Berater und meine Spieler versuche ich in schlechten Zeiten zu unterstützen und gebe ihnen Ruhe und Stärke. Allen anderen Beteiligten, wie Trainer, Funktionäre, Medienvertretern und Fans möchte ich bitten den Spielern mehr Zeit und Ruhe zu geben. Die Spieler brauchen gerade in schweren Zeiten Ruhe und Zuspruch um ihr Selbstvertrauen zu stärken und wieder erfolgreich zu werden.
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Quelle: Rund- Das Fußballmagazin/November 2018
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