ALI DAEI
„Hitzfeld hat mich als Trainer geprägt“
In 149 Länderspielen für den Iran schoss er unglaubliche 109 Tore, was Weltrekord bedeutet: Ali Daei hat auch in der Bundesliga bei Arminia Bielefeld, Hertha BSC und Bayern München getroffen. Von seinem schweren Verkehrunfall im März 2012 hat er sich erholt und arbeitet als Trainer beim iranischen Erstligisten und Rekordmeister Persepolis Teheran.
Interview Matthias Greulich und Samira Samii.
Bei der WM 2006 spielte Ali Daei zum letzten Mal für den Iran. Seine Bilanz: 109 Tore in 149 Länderspielen.
Foto: Pixathlon
RUND: Herr Daei, vor zwei Jahren hatten Sie einen schweren Verkehrsunfall. Wie geht es Ihnen heute?
Ali Daei: Es geht mir gut und ich danke meiner Familie, meinen Freunden und meinen Fans für die tolle Unterstützung. Heute bin ich wieder topfit und kerngesund aber es war eine sehr schwere Zeit.
Fünf Jahre spielten Sie in der Bundesliga, auch beim FC Bayern unter Ottmar Hitzfeld. Was haben Sie für Arbeit als Trainer mitgenommen?
Ali Daei: Es war für mich eine wichtige Erfahrung, in der Bundesliga spielen zu dürfen. Ganz besonders war bei einem Weltverein wie dem FC Bayern München. Von einem der erfolgreichsten Trainer der Welt kann man viel lernen. Er hat mich auch als Trainer geprägt. Von meiner Zeit in Deutschland habe ich viele gute Dinge übernommen, aber vor allem die deutsche Disziplin, die deutsche Genauigkeit und die deutsche Trainingsmethoden.
RUND: Sie sind Trainer von Persepolis Teheran. Lassen Sie Ihre Mannschaft offensiv spielen?
Ali Daei: Als früherer Stürmer möchte man auch als Trainer modernen, offensiven und attraktiven Fußball spielen. Jedoch gibt es auch Partien und Gegner, bei welchen man die Mannschaft eher defensiv aufstellen und spielen lassen muss.
RUND: Welche Tipps geben Sie als erfolgreichster Torschütze weltweit bei Länderspielen Ihren Spielern, damit sie das Tor treffen?
Ali Daei: Als Grundlage benötigt man ein gute Kondition und vor allem einen schnellen Antritt. Die ersten fünf Meter entscheiden, ob der Stürmer oder der Verteidiger zuerst an den Ball kommt. Man muss bis zum Abschluss voll konzentriert sein und nicht eine Zehntelsekunde vorher schon abschalten und denken, dass der Ball sowieso schon drin ist. Die jungen Spieler brauchen die besten technischen Voraussetzungen haben, um im modernen schnellen Fußball überhaupt zu Torchancen zu kommen. Die letzte Eigenschaft zu trainieren ist am wenigsten möglich: Der Torinstinkt, der Instinkt immer an der richtigen Stelle zur richtigen Zeit zu stehen.
RUND: Ihre lange Länderspiel-Karriere haben Sie bei der WM 2006 in Deutschland beendet. Woran erinnern Sie sich noch?
Ali Daei: Es war eine riesige Erfahrung und vor allem für mich als etwas älteren Spieler, der einige Jahre in Deutschland gespielt hat. Es war für Deutschland und für mich ein Sommermärchen. Das Land präsentierte sich von seiner schönsten Seite. Das Wetter und die Fans waren einmalig und niemand auf der ganze Welt dachte, dass die Deutschen so schön und bunt feiern können. Deutschland ist schon lange eines der angesehensten Länder auf der ganzen Welt und hat sich während dieser vier Wochen in die Herzen der Welt gespielt und gefeiert.
RUND: Ebenso wie Deutschland hat sich der Iran für die WM in Brasilien qualifiziert.
Ali Daei: Wir sind sehr stolz darüber. Die gesamte Bevölkerung ist extrem stolz auf ihre Nationalmannschaft und auf unser schönes Land. Nachdem die Qualifikation in trockenen Tüchern war, feierte unser ganzes Land drei Tage lang auf den Straßen. Die Emotionen und der Stolz sind heute schon unglaublich und ich hoffe, dass wir möglichst weit kommen in Brasilien.
RUND: Vermissen Sie im Iran etwas aus Deutschland?
Ali Daei: Ich bin heute noch sehr viel in Deutschland und genieße meine Aufenthalte dort jedesmal.
Seit Juli 2013 ist Ali Daei wieder Trainer bei Persepolis Teheran, wo er bereits 2010 gearbeitet hatte. Von 2008 bis 2009 war er iranischer Nationalcoach. Foto: Pixathlon
Quelle: Rund/ 09.02.2014
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